7. Fahrt

16.11. - 24.12.1917; Irische See

16.11.1917

Um 10:00 Uhr vormittags läßt KL Heeseler in Wilhelmshaven loswerfen und läuft nach Helgoland aus, das um 17:00 Uhr erreicht wird.

17.11.1917

Bereits um 8:00 Uhr beginnt auf Helgoland-Reede das Einschießen mit Bronzetorpedos. Zwei Stunden später kommt der Befehl zum beschleunigten Einlaufen, da sich die II. Aufklärungsgruppe und zwei Linienschiffe des IV. Geschwaders  der Hochseeflotte im Gefecht mit der englischen Flotte befinden. Schnell werden vier G6 AV-Torpedos übernommen um schnell zum Kampfplatz vorstoßen zu können. Um 13:30 Uhr wird das Auslaufen gestoppt, da der Rückzug der englischen Streitkräfte gemeldet wird. Nach einem Fliegeralarm wird der Alarm beendet. Zwei der Torpedos werden wieder abgegeben, die anderen zur Fernunternehmung behalten.

18.11.1917

Nach Tauchübungen wird wieder im Innenhafen von Helgoland festgemacht, wo 9 weitere Torpedos und Proviant übernommen werden.

19.11.1917

U-54 wird seeklar gemacht. Brot und Frischwasser werden übernommen. Zusammen mit U 53 (KL Hans Rose) wird zur Fernfahrt ausgelaufen. Nach dem Zusammentreffen bei Norderney übernehmen zwei Torpedoboote der Emsflottille mit ausgebrachtem Minensuchgerät das Geleit. Da wegen schlechten Wetters keine Feuerschiffe ausliegen, machen die Boote kehrt und fahren in Kiellinie mit den Torpedobooten auf Borkum Reede ein wo über Nacht geankert wird.

20.11.1917

Um 13:40 Uhr lichten U 53 und U 54 die Anker und fahren begleitet von zwei Torpedobooten in Kiellinie emsabwärts. Kurz vor 23 Uhr machen die Geleitboote kehrt.

21.11.1917

Mit langsamer Fahrt wird nachts Westkurs beibehalten. Wegen starkem Gegenwind der Stärke 5-6, diesig-nebligem Wetter und fortgeschrittener Mondphase wird die Absicht, durch den Ärmelkanal zu fahren, aufgegeben und nördlicher Kurs eingeschlagen. Am Abend wird einer Fischerflottille von ca. 30 Schiffen ausgewichen.

22.11.1917

Auf Nordkurs muss wieder einer größeren Fischerflottille mit Bewachung ausgewichen werden.

23.11.1917

Die Absicht, zwischen Fair Island und den Orkneys durchzulaufen, wird aufgegeben, da zeitlich keine günstige Strömung zu erwarten ist. Der 60. Breitengrad wird passiert. Nach Versagen des Kreiselkompasses wird nach Lichtbildkompass gesteuert. Sieben Bewachern  und einem Zerstörer muss ausgewichen werden. Da der Zerstörer auf Gegenkurs ist, wird auf 30 m getaucht. Dabei fliegt ein Stückchen einer Dichtung aus einem Montageluk heraus, so dass ein fingerdicker Wasserstrahl eintritt und notdürftig gedichtet werden muss.

24.11.1917

Nördlich der Shetlands wird Westkurs gesetzt. Am Morgen flaut der Wind nach einem Gewitter auf Stärke 4 ab.

25.11.1917

Südlich der Faröer frischt der Wind wieder auf Stärke 8-10 auf. Hagel und schwere Schneeböen erschweren zeitweise die sonst gute Sicht.

26.11.1917

Über Nacht  flaut der Wind ab. Es wird Südwest, ab Mittag Südkurs angelegt. Um 17 Uhr wird entfernt ein aufgetauchtes U-Boot gesichtet. F.T. Signale bleiben unbeantwortet.

27.11.1917

Auf SSW-Kurs im Atlantik.

28.11.1917

Weiter auf Kurs.

29.11.1917

Mittags ruhige See, nachts wieder auf Stärke 5-6 ansteigend.

30.11.1917

Windstärke steigt auf 7-8.

01.12.1917

Kurz vor 8 Uhr wird wegen mehrfachen Kreiselkompassversagens getaucht. Auch der Lichtbildkompass ist unbenutzbar, da die Lampen nicht brennen. Die Navigation ist unangenehm ungenau, da auch Gestirnsbeobachtungen wegen starker Bewegungen und bedecktem Himmel tagelang nicht möglich sind. Daher muss zeitweilig nach See und Fliegerkompass gesteuert werden. Mittags Auftauchen bei Windstärke 7.

02.12.1917

Auf Süd-, ab Mittag Südostkurs. Ein Verstärkungswinkel einer durch den Seegang eingedrückten Klappe am Turm beschädigt das Entlüftungsrohr eines der rechten Tauchtanks, dessen Tauchklappen danach geschlossen bleiben müssen.

03.12.1917

Nachts wird Ostkurs gesetzt. Um 16:30 Uhr ist das vorgesehene Operationsgebiet erreicht.

04.12.1917

Vor dem Bristolkanal kommt mittags ein aufgetauchtes U-Boot in Sicht, das nicht auf Signal antwortet. Es wird auf der Linie Conningbeg - Smalls gekreuzt, jedoch kein Verkehr angetroffen. Um 19:30 Uhr ist es außergewöhnlich dunkel, so dass wegen mangelnder Sicht bis Mitternacht getaucht wird.

05.12.1917

Vormittags muß wegen dicken Nebels wieder getaucht werden. Am Abend wird starker Funkverkehr aufgefangen, jedoch nichts gesichtet.

06.12.1917

Im Bristolkanal kommt ein großes Fahrzeug, wahrscheinlich ein Zerstörer, für eine halbe Stunde in Sicht. Die Scilly-Inseln werden angesteuert. Nachdem diese in Sicht gekommen sind, wird nachts mit Westkurs getaucht.

07.12.1917

Das Wetter klart vor dem Bristolkanal auf.

08.12.1917

Im Bristolkanal wird einem kleinen Segler ausgewichen um die Position nicht zu verraten. Um 6 Uhr wird ein Dampfer ausgemacht, der von einem Fischdampfer bewacht wird. Während des Angriffs dreht der Dampfer auf das U-Boot zu, das wegen Kollisionsgefahr schnell auf 40 m tauchen und den Angriff aufgeben muss. Auf 14 m Tiefe bleibt das Boot einen Augenblick hängen, daraufhin werden ein singendes Geräusch und starke Schraubengeräusche über dem Boot wahrgenommen. Darauf folgen vier Detonationen kleinerer Wasserbomben. Nach dem Auftauchen werden Abschürfungen an der Netzantenne festgestellt. Mit dem Kiel hat der Dampfer das Boot an dieser Stelle offenbar noch gestreift. U 54 setzt Nordkurs um im nördlichen Teil des Bristolkanals zu operieren. Vier Fischdampfer, die eine Bewachungslinie bilden, werden gesichtet. 

09.12.1917

Morgens kommt die Küste von Cork rechts voraus in Sicht. In 12 sm Abstand wird an der Küste entlangesteuert und danach Kurs auf Conningbeg Feuerschiff genommen. Wegen starken Seegangs wird nachmittags wieder ruhiges Wasser unter Land angesteuert.

10.12.1917

Im St. Georgs- und Bristolkanal wird mehreren Fischdampfern ausgewichen. Auf dem Weg nach Milford-Reede wird ein Luftschiff gesichtet. Um nicht unter Wasser gedrückt zu werden, dreht U 54 hart nach backbord ab und beschließt, Geleitzugverkehr weiter hinaus auf See zu suchen.

11.12.1917

Vormittags auf Süd-, nachmittags auf SW-Kurs durch den Atlantik.

12.12.1917

Wegen Unzuverlässigkeit des Steuerbord-Dieselmotors entschließt sich KL Heeseler, die Heimreise anzutreten.

13.12.1917

Auf Nordkurs fällt vormittags der problematische Dieselmotor aus. Das Auspuffrohr ist nach innen undicht. Eine Reparatur wird versucht.

14.12.1917

Der Steuerbord-Dieselmotor ist wieder klar, jedoch ist eine Buchse warmgelaufen, so dass die Maschine nur kleine Fahrt machen kann. Nachdem die Buchse wieder in Ordnung gebracht wurde, tritt kurz vor Mitternacht mit einem Kreiselkompassversager das nächste Problem auf. Um die Reparatur bei Windstärke 8 durchführen zu können, wird bei NNO- Kurs auf 35 m Tiefe getaucht.

Schwere See

15.12.1917

Nach Beendigung der Reparatur wird um 6 Uhr wieder aufgetaucht. In der Dämmerung kommen Rauchwolken in Sicht. Auf einen Dreischornsteinzerstörer wird ein Angriff versucht, wegen hoher Geschwindigkeit und Zickzackkursen ist jedoch ein Näherkommen nicht möglich.

16.12.1917

Vormittags herrscht orkanartiger Sturm mit Schnee-, Regen-, Hagelschauern und Gewitter. Bei Seegang 8-9 wird bis zum Aufklaren über Mittag getaucht. Wegen erneuter Verschlechterung wird von 22 Uhr - 4 Uhr über Nacht wieder getaucht.

17.12.1917

Nachmittags kommt um 15 Uhr ein Tankdampfer in Sicht. Der Nachtangriff um 18:35 Uhr scheitert, da der Torpedo beim Abfeuern Rohr III nicht verläßt. Das Rohr ist undicht und steht unter Außendruck. Der Grund des Versagens ist nicht aufzuklären. Nach Rückkopplung mit den Torpedooffizieren scheidet ein Bedienungsfehler aus. Zur Sicherheit wird der Torpedo später ausgestoßen. Eine Verfolgung des Dampfers scheidet wegen Ölmangel aus.

18.12.1917

Bei Kurs ONO erneut Ausfall des Kreiselkompasses. Um 19:30 Uhr kommen backbord voraus die Shetland-Inseln in Sicht. Damit wird ein Navigationsfehler erkennbar und NW-Kurs, später Kurs N eingeschlagen.

19.12.1917

Auf Ostkurs kommt mittags das Leuchtfeuer von Muckle Flugga in Sicht und SO-, später S-Kurs eingeschlagen. Wegen eines Zerstörers muss am Abend getaucht werden. 40 m Tiefe lassen sich nicht halten, da Rohr III bei dieser Tiefe stark leckt.

20.12.1917

Um 2 Uhr wird wieder aufgetaucht. Eineinhalb Stunden später passiert U 54 auf Südkurs wieder den 60. Breitengrad. Auf Anfrage erhält U 54 vom BdU über F.T. die Erlaubnis, über die Ostsee einzulaufen, wenn der Weg durch die Nordsee wegen der Navigationsschwierigkeiten zu unsicher erscheint.

21.12.1917

Bei Hagel- und Schneeböen mit Windstärke 7 passiert das Boot in Sichtweite der norwegischen Küste den Skagerrak

22.12.1917

In der Ostsee wird um 6 Uhr wegen der Navigationsprobleme aufgrund des Kompassausfalles Geleit bis Kiel durch die IV. Torpedobootsflottille angefordert. Um 15 Uhr greift ein feindliches U-Boot mit Viererschuss an. Die erste Torpedolaufbahn wird auf 1.000 m Entfernung bemerkt, so dass rechtzeitig abgedreht werden kann. Ein Fischdampfer übernimmt querab von Kullen das Geleit und wird um 22 Uhr vom Torpedoboot V 151 abgelöst.

23.12.1917

Um 1:30 Uhr wird das Linienschiff der Sundbewachung passiert. V 151 wird wieder von einem Fischdampfer abgelöst, in dessen Kielwasser U-54 folgt. Nach dem Passieren des Fehmarnsundes wird das Geleit entlassen und um 18 Uhr Kiel angesteuert. Bei einem kurzen Halt wird Öl übernommen und anschließend bei Holtenau zur Kanalfahrt eingeschleust.

24.12.1917

Nachtfahrt durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal. Hinter der Schleuse bei Brunsbüttel wird elbabwärts gesteuert. An der Elbmündung übernimmt ein Torpedoboot das Geleit nach Wilhelmshaven, wo U 54 um 17:15 Uhr in der Torpedowerft festmacht.

U 54 legt bei dieser Unternehmung 5.668,8 sm über und 169,5 sm unter Wasser, insgesamt 5.838,3 sm zurück.

Wache im Turm
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