Historisches

Die U-Boote stellten zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch eine neue, in der Entwicklung befindliche Waffengattung dar, deren Einsatz in den Seekriegs-Strategien der Admiralität noch keine besondere Bedeutung hatte. Die Schnelligkeit der technischen Entwicklungen unter dem Druck des Krieges und der Umfang der Innovationen kann sicher mit derjenigen des Computerbaues in unserer Zeit verglichen werden. Der Sprung aus dem Zeitalter der Dampfmaschinen hin zu äußerst leistungsfähigen und zuverlässigen Verbrennungs- und Elektromotoren, die wochenlange Hochseefahrten ermöglichten, wurde in wenigen Jahren geschafft.

Das erste U-Boot der Kaiserlichen Marine wurde als U-1 im Dezember 1906 in Dienst gestellt. Innerhalb des Führungsstabes der Marine waren die U-Boote zunächst der Inspektion des Torpedowesens unterstellt. Ab 01.10.1909 waren dann alle bisher in Dienst gestellten U-Boote dem Kommandanten des U-Boot-Hebeschiffs Vulkan unterstellt.

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Führerschiff der U-Boot-Flottille wurde dann am 02.07.1912 der Kleine Kreuzer Hamburg mit dem Kommandanten Korvettenkapitän von Gaudecker. Erst am 15.03.1914 wurde eine eigene Inspektion des U-Boot-Wesens gegründet, die dem Kapitän zur See Nordmann unterstellt war.

Hermann BauerIm März 1914 übernahm auch der seit 1906 in verschiedenen Stellungen bei der U-Boot-Waffe und später im Reichsmarineamt tätige Korvettenkapitän Hermann Bauer die Führung der 1. U-Flottille mit den U-Booten U 5 - U 18 (alle mit Petroleummotoren). Sie gliederte sich in die 1. U-Halbflottille unter Kapitänleutnant Mühlau und die 2. U-Halbflottille unter Kapitänleutnant Spindler.

Die 2. U-Flottille unter Korvettenkapitän Otto Feldmann mit den ersten U-Booten mit Dieselmotoren (ab U 19), befand sich zu dieser Zeit im Aufbau.

Nach dem Ausbruch des Krieges wurde Korvettenkapitän Bauer im August 1914 zum Führer der Unterseeboote (F.d.U.) ernannt. Diese Funktion hatte er bis zum 04.06.1917 inne. Hermann Bauer wurde am 17. Juni 1917 zum Vizeadmiral befördert. Er schrieb das Buch “Das Unterseeboot”, das zu einem Standardwerk über Wesen und Einsatztaktik der U-Boot-Waffe wurde.

 

Andreas MichelsenAbgelöst wurde Hermann Bauer als Verantwortlicher für die in der Hochseeflotte tätigen Unterseeboote durch Kapitän zur See Andreas Michelsen, der fortan die Bezeichnung “Befehlshaber der Unterseeboote” (B.d.U.) führte. Die Führung der U-Boot-Waffe blieb aber weiter dezentral. Die in der Ostsee und im Mittelmeer tätigen U-Boote standen ebenso wie die vom Stützpunkt Zeebrügge in Flandern aus im englischen Kanal und an der Ostküste Englands operierenden Boote jeweils unter einem eigenständigen Kommando.

Auch eine zentrale, für alle Fragen des U-Boots-Baues zuständige Stelle wurde erstmals mit der am 05.12.1917 erfolgten Gründung des U-Boots-Amtes geschaffen.  

Mit Beginn des uneingeschränkten U-Boot-Krieges am 01.02.1917 verschob sich die bisherige Aufgabenstellung der Hochseeflotte, deren Einheiten nunmehr vorrangig zur Sicherung der Aus- und Einlaufwege der U-Boote in der Deutschen Bucht sowie der Bekämpfung der gegnerischen U-Boots-Abwehr eingesetzt wurden. Dies wurde auch durch den Tagesbefehl des Chefs der Hochseeflotte, Admiral Scheer, vom 31.01.1917 deutlich:

“Hingabe, Arbeitstreue, Angriffs- und Abwehrkraft jeder Stelle der Marine hat in den Dienst der Unterseebootswaffe zu treten ... Von nun an hat die Hochseeflotte eine einzige Aufgabe - die U-Boote sicher in die offene See und wieder zurück zu bringen. Unsere Flotte wird der Griff sein, dessen scharfe Klinge das U-Boot ist”.

 

U-Boote im 1. Weltkrieg

Im Rahmen des Ausbaues der Marine im Kaiserreich waren U-Boote zunächst nicht eingeplant. Erst mit der im Jahr 1912 beschlossenen zweiten Novelle des Flottengesetzes vom 28.03.1898 wurden Finanzmittel zum Bau einer U-Boot-Flotte bereitgestellt. Vorgesehen wurde der Bau von 54 Unterseebooten und 3 Flottillenkreuzern als Führungsschiffe sowie eine Reserve von 18 U-Booten und 1 Flottillenkreuzer.

Bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges wurden insgesamt 28 U-Boote in Dienst gestellt. Deren Zweck wurde im Wesentlichen in defensiven Sicherungsaufgaben gesehen. Das hohe Angriffspotential war noch nicht allgemein erkannt. Dies änderte sich jedoch schlagartig mit den Erfolgen von U 9 unter Kapitänleutnant Otto Weddigen, der schon kurz nach Kriegsbeginn am 22.09.1914 drei britische Panzerkreuzer versenkte.

Der Bau der U-Boote und deren Weiterentwicklung wurden danach forciert. Der Einsatz der U-Boote, insbesondere als Waffe im Handelskrieg gegen Großbritannien, blieb jedoch politisch stark umstritten und wurde in den ersten beiden Kriegsjahren nach den Regeln der Prisenordnung durchgeführt. Erst unter dem Eindruck des lang anhaltenden Landkrieges, der ohne äußere Unterstützung kaum noch zu gewinnen schien, wurde Anfang 1917 der Entschluss zur Durchführung des uneingeschränkten Handelskrieges, d.h. der warnungslosen Versenkung von Handelsschiffen in den bereits am 04.02.1915 bekannt gemachten Sperrgebieten um Großbritannien / Frankreich, dem nördlichen Eismeer und im Mittelmeer, gefasst. Die Möglichkeit eines Kriegseintritts der USA wurde hierbei in Kauf genommen. Man erwartete, dass der Handelskrieg Großbritannien in dem kurzen Zeitraum von 6 Monaten so entscheidend schwächen würde, dass die bisher abgelehnten Friedensverhandlungen möglich würden. 

Einen sehr guten Überblick über die die politischen Hintergründe und die Entwicklung hin zum uneingeschränkten U-Boot-Krieg gibt die von Nils Burghardt im Rahmen eines Seminars an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel geschriebene Arbeit

“Der uneingeschränkte U-Boot-Krieg - unkalkuliertes Risiko oder risikoreiches Kalkül”.

Die Bevölkerung war von der U-Boot-Waffe nach den ersten Erfolgen von KL Hersing und KL Weddigen begeistert. Mit zahlreichen, propagandistisch unterstützten Spendenaktionen wurde um Geld zum Ausbau der U-Boot-Flotte geworben:

 

Kriegsanleihe
Boot der Baureihe U51 - U 56 auf Spendenplakat

Der U-Boot-Krieg sollte den wirtschaftlichen Zusammenbruch Großbritanniens, das in hohem Maße auf Importe aus den USA und Übersee angewiesen war, herbeiführen um so die Grundlage für Friedensverhandlungen auf Augenhöhe zu schaffen. Es sollte wohl ein “magischer Gürtel” um England und seine Verbündeten gezogen werden. Daher wurden die U-Boote auch auf den wichtigen Handelsrouten im Mittelmeer eingesetzt.

Einer der erfolgreichsten U-Boot-Kommandanten war dort Lothar von Arnauld de la Perière. Von dessen am 31.07.1917 mit U 35 in Cattaro an der Adria begonnenen Feindfahrt wurde ein Propagandafilm gedreht, der die Angriffe des Unterseebootes auf Segler und Dampfer zeigt:

 

Kennt man diesen Film (44 Minuten), kann man sich auch die unter “U 54 im Handelskrieg” geschilderten Abläufe der Angriffe und Versenkungen gut vorstellen.

Here is a short version in english:

 

Weitere, sehr interessante Filme über den U-Boot-Krieg: