6. Fahrt

05.09. - 07.10.1917; Atlantik / Golf von Biscaya

05.09.1917

Walther Schwieger - U 88Am frühen Morgen läuft U 54 mit KL Heeseler von Helgoland nach Norden aus. Gemeinsam mit U 88 (KL Walther Schwieger) folgt es zwei Torpedobooten der Emsflotte, die mit ausgebrachten Minensuchgeräten sichern. Mittags passieren die beiden Kreuzer "Emden" und "Brummer" mit U-Bootssicherung auf Gegenkurs. Es folgen noch mehrere Mienensuchflottillen. Nach dem Entlassen der Geleitfahrzeuge tauchen beide Boote auf 30 m um evtl. gegnerische Minenfelder zu untertauchen. Zweimal schlieren Minenankertaue an dem mit kleiner Fahrt laufenden U-Boot vorbei. Mehrere schwere Detonationen hinter und über ihm erschüttern das Boot.

06.09.1917

Im Laufe der Nacht schliert ein weiteres Minenankertau am Boot entlang ohne dass es zur Explosion kommt. Vomittags tritt U 54 ins eigene Sperrgebiet ein und taucht auf. Mit voller Kraft auf nördlichem Kurs werden zwei andere, auf der Ausreise befindliche U-Boote gesichtet, von denen sich eines als U 45 (KL Erich Sittenfeld) zu erkennen gibt.

07.09.1917

Der morgendliche Funkkontakt zu "RUGIA" scheitert. Mittags werden die Torpedos im Heckraum gründlich untersucht. Ein defekter G6 AV++ Torpedo wird repariert.

08.09.1917

U 54 läuft zwischen den Shetlands und den Faröerinseln durch in den Atlantik.

09.09.1917

Bei Windstärke 8 mit Südwestkurs durch den Atlantik.

10.09.1917

Der Wind dreht auf SSW. In Böen bis Windstärke 10 kämpft sich U 54 gegen Wind und Wellen durch die See.

11.09.1917

Die schwere Dünung und der Sturm halten an. Das Barometer steigt aber wieder.

12.09.1917

Der Wind flaut morgens auf Stärke 7 ab. SSW-Kurs wird beibehalten.

13.09.1917

Auf Südkurs bei Windstärke 5 mit schwerer Dünung.

14.09.1917

Es wird kein Schiffsverkehr angetroffen. Kursänderung nach SO.

15.09.1917

In der Nacht wird wegen Nebels getaucht. Nachmittags kommt ein kleiner Segler in Sicht. Das vorgesehene Tätigkeitsgebiet wird erreicht. Die Nacht wird wieder wegen Nebel unter Wasser verbracht.

16.09.1917

In der Dämmerung am Morgen taucht U 54 auf und hat bald einen Dreischornsteinzerstörer und 5 stark bewaffnete Fischdampfer in Sicht, die offenbar von einer Geleitfahrt zurückkehren. Das Boot taucht weg. Nach dem Auftauchen wird eine Position angesteuert, die auch Ansteuerungspunkt für Dampfer sein soll. Kurz nach 10 Uhr kommt ein Dreimastsegelschoner in Sicht, in dem eine U-Bootsfalle vermutet und daher ausgewichen wird.  Kurz nach Mittag kommt voraus ein Dampfer mit NO-Kurs in Sicht, auf den ein Heckangriff auf 400 m Entfernung angesetzt wird. Der G7-AV Torpedo trifft den voll beladenen Tankdampfer vorn. Der britische Dampfer “Arabis” bleibt auf ebenem Kiel liegen, bricht dann in der Mitte auseinander und sinkt nach vier Minuten mit laufenden Maschinen. Nach dem Auftauchen werden drei vollbesetzte Rettungsboote des Tankers angetroffen.

17.09.1917

Nach Mittag kommen ein Dampfer und gleichzeitig eine Viermastbark in Sicht. Der Bugangriff auf den Tanker mit G7 AV-Torpedo auf 350 m ist erfolgreich. Der bewaffnete französische Tanker kentert nach Backbord und sinkt mit dem Heck voran. Nach dem Auftauchen wird Verbindung zu den drei Rettungsbooten aufgenommen und der Tanker als Lemelle oder Limelle identifiziert. Tatsächlich handelte es sich um die “Niemen”. Die Boote waren voll besetzt. Unter der Mannschaft befand sich eine Anzahl Neger. U-54 dreht ab und setzt Kurs auf den Segler, der aber bis zur einbrechenden Dunkelheit nicht in Sicht kommt. 

18.09.1917

Der Wind frischt auf Stärke 6 - 8 auf.

19.09.1917

Nach dem Abflauen des Windes kommt am frühen Nachmittag ein Segler in Sicht, auf den auf 7.500 m das Feuer eröffnet wird. Mehrere Treffer in die Takelage und im Schiff werden beobachtet. Nach dem 3. Schuss senkt der Segler mehrfach die französische Fahne und setzt zwei Rettungsboote aus. Danach wird der Segler mit Artillerie versenkt. Anhand von zwei aufgefischten Bojen wird der Name "MARTHE MARGUERITE" identifiziert. Der Segler war mit zwei ca. 5 cm Heckgeschützen bewaffnet und hatte Kohlen geladen.

Marthe Marguerite

20.09.1917

Am späten Vormittag gesichteter Dampfer kommt während des angesetzten Unterwasserangriffs im diesigen Wetter außer Sicht. Ein Segler wird gesichtet, kommt aber ebenfalls im diesigen Wetter aus Sicht. Nachmittags erscheit aus der Sonne kommend bei weiter diesigem Wetter ein Geleitzug aus 8 Dampfern in Querlinie mit einem Abstand von 1.000 - 1.500 m zwischen den Schiffen, in Sicht.Gesichert wird er von 3 Zerstörern und einem kleinen Kreuzer. Wegen der späten Sichtung ist ein Angriff nur noch auf das linke Flügelschiff möglich. Der gefeuerte C06-Torpedo ist ein Fehlschuss. U 54 taucht auf 40 m Tiefe ab. Beim Wiederauftauchen ist der Geleitzug außer Sicht und wird per F.T. an die Station Brügge gemeldet.

21.09.1917

Da angenommen wird, dass nach dem Passieren des Geleitzuges kein weiterer Verkehr kommt, Südostkurs um ein anderes Gebiet zu erreichen.

22.09.1917

Bei starkem nächtlichen Meerleuchten sichtet ein herankommender Dampfer das U-Boot. Dies taucht ab, hängt sich an und feuert einen Heckschuss ab. Wieder ein Fehlschuss. Es wird keine Blasenbahn des C06-Torpedos beobachtet. Beim Auftauchen kommen sechs andere Dampfer in Sicht, wohl ein in der Nacht entlassener Geleitzug. Wieder ein Fehlschuss mit C06-Hecktorpedo auf 520 m Entfernung. Dieser Mißerfolg bei den denbar leichtesten Verhältnissen ist KL Heeseler unerklärlich. Er läßt daher zum Artilleriegefecht auftauchen und eröffnet auf 9.000 m das Feuer. Der Dampfer (lt. aufgefangenen Funksprüchen handelte es sich um S.S. North Britain, erwidert das Feuer aus zwei Heckgeschützen. Da das Erzielen von Treffern auf die notwendige Entfernung aussichtslos erschien, wird der Angriff abgebrochen.

23.09.1917

Vormittags erfolgt ein Unterwasserangriff mit Bugtorpedo auf einen Dampfer [Es handelte sich um den Dampfer “Amiral Troude”, der vier Tage zuvor die Schiffbrüchigen der “Marthe Marguerite” aufgenommen hatte]. Wieder ein Fehlschuss mit C06-Torpedo. Der beim Abschuss entstehende Wasserschwall wurde vom Dampfer gesichtet, der daraufhin abdreht. Die Mannschaft des Dampfers besetzt zwei 10,5 cm Geschütze und zielt auf das Sehrohr. U 54 geht auf 20 m Tiefe und hört an Backbord deutlich die Detonation einer Wasserbombe. Im Schutze des Nebels einer Nebelbombe läuft der Dampfer ab. Mittags taucht das U-Boot wieder auf. Kurz vor Beginn der Dunkelheit taucht ein Segler auf, zu dem über Nacht Fühlung gehalten wird.

24.09.1917

Untergang der Louis BossertBeim Hellwerden wird der Segler auf 6.000 m mit Artillerie angegriffen. Da dieser unbewaffnet ist, wird näher herangegangen, so dass ihm auf 200 m Entfernung mehrere Unterwassertreffer beigebracht werden. Auf ebenem Kiel läuft der Segler langsam voll Wasser. Als dies schon über die Reling spült, kentert er nach auf die rechte Seite und schwimmt noch mit dem Bug unter, dem Heck über Wasser. Getroffen wurde der norwegische Viermastgaffelschoner "LOUIS BOSSERT" aus Aalesund mit einer Ladung Farbholz und Pitsch-Pine. Am späten Abend kommt bei Mondschein noch ein Dampfer in Sicht, der jedoch die beim Anspringen des Dieselmotors entstandene Rauchfahne sichtet und von da an wilde Zickzackkurse fährt, die einen Angriff unmöglich machen.

25.09.1917

Morgens wird ein Segler entdeckt, auf den auf 6.000 m Entfernung das Feuer eröffnet wird. Schon nach dem zweiten Schuss  setzt dieser fünf Rettungsboote aus. Aus der Nähe wird der französische Dreimastmarssegelschoner "MARCEAU" aus St. Malo durch einige Treffer versenkt. Dem U-Boot ist unerklärlich, weshalb so viele Rettungsboote - zwei weitere waren noch an Bord - auf einem kleinen Segler waren und vermutet einen Walfischfänger. Der Segler sinkt kurz vor Mittag mit dem Bug voran. Gegen 14 Uhr kommt eine Viermastbark in Sicht, die auf 7.000 m angegriffen wird. Diese erwidert mit zwei kleineren ca. 7 cm Geschützen an Bug und Heck das Feuer. Auf 6.500 m Entfernung - nachdem er durch Granaten von U 54 gut eingedeckt war - setzt der Segler die englische Kriegsflagge und eröffnet aus zwei bis drei größeren Geschützen von mindestens 10,5 cm Kaliber das Feuer. Da die Aufschläge bis auf 50 m am Boot lagen, dreht U 54 in Zickzackkursen ab, wird aber noch bis auf 10 km Entfernung beschossen. Wahrscheinlich handelte es sich bei der U-Bootfalle um den gleichen Viermaster, der bereits am 17.09. gesichtet wurde. Andere U-Boote in der Gegend werden durch F.T. vor der Falle gewarnt.

26.09.1917

Wie auch noch am Vorabend wird kurz nach Mittag einem Segler ausgewichen, da wegen Munitionsmangel ein Angriff aussichtslos und ein Torpedo für einen kleinen Segler zu wertvoll war. Bis 18 Uhr kommen noch mehrere Rauchwolken in Sicht. Offenbar wegen einer von dem Dampfer "Barima" abgegebenen U-Bootswarnung ändert auch der dritte Dampfer den Kurs, so dass der Angriff abgebrochen werden muss. Um 23 Uhr setzt U 54 Heimatkurs und muss um Mitternacht wegen eines gesichteten Zerstörers einen Unterwassermarsch antreten.

27.09.1917

Bei geringem Wind, aber schwerer Dünung geht es nördlich durch den Atlantik.

28.09.1917

Auf Nordkurs.

29.09.1917

Mittags auf Nordostkurs gegangen.

30.09.1917

KL Heeseler gibt die Absicht, zwischen Fair Island und den Orkneys in durchzugehen, wegen Wetterverschlechterung und mangelnder Sicht auf.

01.10.1917

Bei Windstärke 8-10 kommt ein Fischdampfer auf ONO-Kurs auf ca. 1 km Entfernung in Sicht, der das Boot wegen des hohen Seeganges nicht bemerkt.

02.10.1917

Zwischen den Faröern und den Shetlands tritt U-54 in die Nordsee ein. Einigen Bewachern (Fischdampfer) muss ausgewichen werden.

03.10.1917

Vormittags muss einigen Fischdampfern, die offenbar von einem Vierschornsteinzerstörer geführt werden, wegen des Seegangs unter Wasser ausgewichen werden. Nach dem Passieren des 60. Breitengrades wird wieder aufgetaucht. Der Südkurs muss auf SO geändert werden, da nicht gegen den SSW-Sturm mit Windstärken von 8-10 nicht angefahren werden kann.

04.10.1917

Vormittags wegen des Seeganges Ostkurs. Nach einem starken Gewitter plötzlich eintretende Windstille, jedoch ab Mittag wieder Windstärke 9 aus NW. Der zwischenzeitliche Versuch, nach Süden Raum zu gewinnen, wird aufgegeben und erneut Ostkurs gefahren. KL Heeseler entschließt sich, um Skagen durch die Ostsee zu fahren, da nicht mit einer Wetterbesserung zu rechnen ist. Am Nachmittag kommt die norwegische Küste bei Lindesnes Leuchtfeuer in Sicht.

05.10.1917

Nachts wird in den Kattegat eingelaufen und per F.T. Meldung gemacht. Der Kleine Belt wird bei Windstärke 5-6 angesteuert.

06.10.1917

Durch den Kleinen Belt wird in die Kieler Bucht eingefahren und um Mitternacht bei Holtenau in den Kaiser-Wilhelm-Kanal eingeschleust.

07.10.1917

Um 2:50 Uhr macht U 54 in Brunsbüttel längsseits von SMS Hessen fest. Vormittags wird losgemacht und die Elbe abwärts über die Nordsee zur Jade gesteuert. Die Jade aufwärts ist nachmittags Wilhelmshaven erreicht. Über die 1. Einfahrt in den Hafen eingefahren wird längsseits SMS Hamburg in der neuen Torpedowerft festgemacht.

U54 im Kaiser-Wilhelm-Kanal

Fahrt durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal

zurück